FALSCHE LANDSCHAFTEN
ENERGETISCHE RESSOURCEN DER SICHT VOM STANDPUNKT DER SELBST-INDENTIFIKATION IM FREIRAUM
Im Falsche Landschaften-Projekt erscheint die reale und virtualisierte Landschaft als Metapher der Vergänglichkeit, die auch die Position des Individuums in den komplexen Veränderungsprozessen in Natur und Gesellschaft beinhaltet. Gleichzeitig aber repräsentiert die Landschaft, die immer eine spezifische ist, etwas Universelles, Ewiges.
Die Landschaft, wenn sie als Integrationsfaktor genannt wird, bedeutet schon eine Ideologie.
Die Landschaft, von der Bewußtseinslage aus, sieht man ästhetisch. Die Landschaft kann erinnern an die widersprüchliche Relation zwischen den Gesetzen der Natur und der Expansion der Technologie. Falsche Landschaften / energetische Ressourcen der Sicht / die Politik der Sicht.
Konzeptuelle Aktivitäten in Verbindung mit:
> den Prinzipien der natürlichen Umgebung
> den Prinzipien der geistigen Welt
> den Prinzipien der technisierten Welt
> den Prinzipien der informatisierten Welt
Die Notwendigkeit der Orientierung auf den existierenden Horizont ist durch den Falsche Landschaften-Aggregator definiert. Der "Aggregator" ist ein technisches Mittel. Das Kunstwerk über den Horizont aber gibt es nur in der Imagination der Beobachter.
Die Dokumentation über die Ausstellung dieses Projekts im Goethe-Institut / Budapest (im Mai 1999) ist im Internet zu sehen unter:www.goethe.de/ms/bud/ausst/de_a45.htm
Das fotografische Leitmotiv dieses Projekts nach einer Aufnahme von Martina Panzner.
Videoarbeiten / Digitale Bearbeitung Norbert Lipps [MOVIE / 3 x 3:36 / LOOPED]
FALSCHE LANDSCHAFTEN / Abschnitte des Netzwerks
>Konnotative Experimente mit der Wechselwirkung zwischen Plastik und Raum (1. fotografiert unter Tageslicht, 2. fotografiert mit infrarotem Nachtsichtgerät) Durch das Bewußtsein über die Falschen Landschaften habe ich meine allerersten Kindheitserinnerungen wiedergefunden. Mein Geburtsort liegt in der Vojvodina / Nordjugoslawien. Dort sieht der Horizont über den Feldern genauso aus wie am Meer. Das geistige Abbild des charakteristischen Flachlands dieser Region ist der kompatible Prototyp alle weiterer, aber in sich immer selbstständiger Originale, die universell als "Falsche Landschaften" fast weltweit identifizierbar sind.
>Ökonomie der künstlerischen Akts: Ich stehe bewegt inmitten des Prozesses zwischen Beobachtung und Dokumentation, im Schnittpunkt des Gleichgewichts zwischen Körper und Landschaft. > in den Situationen, in denen die Kräfte der Natur mit den angedeuteten Kräften der Gesellschaft und der Zeit konfrontiert sind.
Die Falschen Landschaften sind nicht nur als ähnliche "geographische Realitäten" identifizierbar. Sie sind auch überall dort, wo ich sie als Fundstellen in mir selbst suchend und suchend nach Freiheit entdecken kann.
>Logistik der Wahrnehmung
Das bekannte Motiv Caspar David Friedrichs diente als konzeptueller Anlaß für die Entwicklung dieses Projekts. Ich habe mich mit (falschen) Landschaften fotografieren lassen. Die Mittel sind minimalistisch und komprimiert: wie in der Werbung. Die Bilder repräsentieren ähnliche und unterschiedliche Relationen. Die Natur ist hier allegorische Metasprache und Symbol zugleich, wobei die "Landschaft" auch als Projektionsleinwand der Sehnsucht nach Transzendenz erscheint. Der Wechsel der Jahreszeiten zeigt keine Chronologie. Die zyklischen Veränderun-gen erinnern an die Vergänglichkeit. Die Falschen Landschaften sind Ideen, die konkrete Codes vermitteln, auch als Topographie einer spirituellen Erfahrung, die durch Interferenz weltweit funktioniert. >Ziel dieser expandierenden Arbeit ist es deshalb, die global gültige Dimension und geistige Verbundenheit eines spezifizierten universellen Lokalmotivs analytisch zu verarbeiten.
Konzentration auf das Wesentliche
>auch auf das, was unter der Oberfläche schon strukturiert ist Einen neuen Umgang mit dem Mythos der Landschaft:
>durch die Dekomposition der Illusion über das metaphysische Element und seine Ästhetik der Darstellung
>ohne formale Änderungen, durch die Wiederholung in die Navigation, Rekonfiguration der im Bewußtsein existierenden archetypischen Bilder
>Landschaftsvorstellung als Integrationsfaktor
>Positionierung der Künstler(figur) in der Landschaft, was die Positionierung eines Mediators der Codes bedeutet:
Virtualisation of the Landscape in external and internal worlds
Europe > Integration of historical and projected objects with real landscapes Development of futuristic scenarios independent of present
United States > Development of future scenarios building on the present >Development of fictive scenarios building present and future
>>Jedes Kunstwerk hat ein utopisches Fenster... worin eine Landschaft liegt, die sich erst noch bildet.<< [Ernst Bloch]
FALSCHE LANDSCHAFTEN-AGGREGATOR
von Laszlo Kerekes
besteht aus einem Stativ / 160 cm hoch / Metall,
einem sich langsam drehenden Elektromotor, 2.5/3 rpm,
und einer rotierenden transparenten Scheibe / eingelegt in einen Rahmen [15 x 22 cm]
Der Apparat steht in einem Raum vor einer Wand, die durch einen Videobeamer mit einer horizontal bewegten Landschaft als digitalisiertes looping-Motiv als Projektion beleuchtet wird.
Die Scheibe des Apparats rotiert in Augenhöhe als Beobachtungsgerät der Projektion. Sie ist aus zusammengeklebtem Doppelglas. In der Mitte des Sichtfelds ist mein verkleinertes und graphisch reduziertes Abbild integriert. Zwischen den Glasplatten fließt eine blaugrüne Flüssigkeit, und es gibt dort auch Sand, der, ständig gewaschen, langsam neue Formen bildet. Zwischen der Rotation dieser berahmten Scheibe und der Projektion entsteht eine Gegenbewegung. Die Scheibe ist als ein Fenster oder Bildschirm zu verstehen, durch den man optische Veränderungen eines "falschen Landschaftenmotivs" sehen kann, das, durch Zufall und die Zeitverschiebung beeinflußt, immer einmalig ist.
FALSCHE LANDSCHAFTEN / eine variables Installationsmodell mit Videoelement (Projektion) und einem mobilen Objekt ("Sehmaschine")
Falsche Landschaften als komplexe Medienarbeit ist vor allem eine High-Tech-Produktion, die durch ihre aggregierte Reflexivität auf eine rein geistige Interaktivität prätendiert.
Obwohl durch neueste Computertechnologie realisiert, demonstriert diese Arbeit nicht die bloßen Möglichkeiten der Technik. In ihren sprachlichen Mitteln benutzt sie eine sophistizierte, selbstverständliche Form. Hier dient die Technologie, kriegslogistischer Praxis analog, nicht als ästhetischer Selbstzweck.
Die Landschaft und die Positionierung des von mehreren Vektoren und aus unterschiedlichen Gründen perfekt attackierten Mensch, gegenübergestellt der digitalisierten Landschaft, ist eine Metapher. Es geht um die Wechselwirkungen von medialen Präsentation und der Wahrnehmung eine nicht mehr selbstkontrollierten, rapid gelenkten Realität.
Die Arbeit Falsche Landschaften vermittelt mehrfach manipulierte Zeichen über Existenz gleicher Realitäten. Deshalb sind die Bilderreihen als Grundstoffe für den Prozeß aus "Medientrash" ausgewählt und mit eigenen Naturaufnahmen vermischt. Sie sind computerisiert weiterverarbeitet - als eine bestimmte Form der Konfrontation "fremder" und "eigener" Identitäten, die so, wie es erkennbar ist, nur auf elektronischen Ebenen möglich ist. > Die von mir unter Tageslicht oder durch infrarotes Nachtsichtgerät beobachteten Raumausschnitte sind mit digitalen Mitteln bearbeitet.
Der Hauptteil dieser Arbeit besteht aus einer Großprojektion und dem Falsche Landschaften-Aggregator, der eine von mir produzierte, scheinbar einfache "Sehmaschine" ist.